Partikelbasierte Daten sind keine Point-Clouds

Partikelbasierte Daten sind keine Point-Clouds

Punkte sind nicht gleich Punkte. Immer wieder gibt es fundamentale Missverständnisse über die Art der Daten mit denen ich in meiner Visualisierungsforschung arbeite.

Ich arbeite mit Partikeldaten. Üblicherweise werden diese von Simulationen erzeugt, z.B. nach der Methode der Molekulardynamik oder der Diskreten-Element-Methode. Die einzelnen Partikel stellen eigenständige Elemente dar, z.B. Atome oder Massepartikel, die untereinander zunächst keinerlei Beziehung haben, weder Verbindungen noch Beeinflussungen. Natürlich, beeinflussen sich die Partikel gegenseitig in der Simulation, aber die reinen Daten die mir für die Visualisierung vorliegen haben keinerlei topologische Strukturinformation in dieser Hinsicht. Die Literatur hat noch weitere Namen für diese Art von Daten: point-based data, mesh-less data oder, vielleicht noch am ehesten passend, scattered data. Technisch gesprochen sind diese Daten eine beliebig sortierte Liste von Elementen, welches jeweils eine Position und weitere Attribute besitzt. Die zusätzlichen Attribute geben dann z.B. noch einen Kugelradius oder eine Farbe an. Aber, das ist dann alles. Es gibt nicht mehr Informationen und man kann keine weiteren Annahmen treffen.

bunnyPSP-OSSNun zu einem sehr häufigen Missverständnis: Es gibt auch den Datentype der point clouds oder point-set surfaces. Diese bezeichnen ebenfalls Daten die eine Liste von zunächst unkorrellierten Punkten abspeichern. Dies stammen üblicherweise aus Punkt-basierter Modellierung in der 3D Computer Graphik oder hauptsächlich aber als Scans realer Objekte, beispielsweise durch Laserscanner, aber auch Structured-Light-Scanner wie die Kinect. Die Tatsache, dass es sich auch um eine einfache Liste von Punkten handelt, technisch praktisch identisch zu den Partikeldaten, führt dazu, dass immer wieder Leute der Meinung sind, dass die beiden Datentypen identisch wären. Das sind sie nicht.

Point Clouds sind diskrete Abtastungen einer kontinuierlichen Funktionen, nämlich der darunterliegenden Fläche des modellierten oder realen Objekts. Sprich die Positionen der Punkte liegen innerhalb kleiner Fehlerschranken auf eben dieser 2D Fläche eingebettet im 3D Raum. Dieser Aspekt ist fundamental anders als bei Partikeldaten, welche sich völlig frei im 3D Raum positionieren. Praktisch alle Algorithmen die mit Point Clouds arbeiten ziehen ihre Motivation aus diesem Aspekt der darunterliegenden Fläche. Aus genau diesem Grund ist es nicht möglich diese Algorithmen direkt auf Partikeldaten anzuwenden.

Tja. Offensichtlich habe ich immer noch nicht genug publiziert um diesen Unterschied bei meinen Fachkollegen klar zu machen. Dann will ich mal …

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